Muscheln

Tellina sp
Tellina sp

Ich sammle seit 1978 Fossilien im unteren Innviertel. Geologisch gibt es hier Vorkommen von Sedimenten aus dem Ottnangien, die ca 19 Mio Jahre alt sind. Besonders entlang der ehemaligen Küstenzone sind die Fundmöglichkeiten recht gut gewesen, da damals auch noch Grobsande abgebaut wurden, die man zum Bau der Innkreisautobahn verwendet hat. Fossilvorkommen im Schlier ( Mergel) sind selten, ausser einige Linsen mit Muschelschill aus Sandmuscheln (Bild links) wie Tellina, Nuculana, Mactra usw.

Auffallend ist die große Anzahl von Pecten, die in 8 Arten vorkommen. Pecten sind Calcitschaler genauso wie Austern und werden im sauren Milieu nicht so rasch aufgelöst wie andere Fossilien mit Aragonitschalen.

Pectinidae Kammmuscheln

Aequipecten submalvinae
Aequipecten submalvinae

Unter den Muscheln haben sich am stärksten die fossilen Pecten, an Zahl und Arten erhalten.

Die Pecten werden auch als Kammmuscheln oder Pilgermuscheln bezeichnet. Die bekannteste ist die Jakobsmuschel, die von den Pilgern auf dem Jakobsweg getragen werden. Sie  ist auch   Symbol einer Erdölfirma. Charakteristisch sind die 2 flügelartigen Fortsätze.

Die Pectiniden sind sehr interessante Muscheln, da sie sich durch ruckartiges Schließen der beiden Schalenhälften bewegen können. Sie haben das Rückstoßprinzip schon vor Jahrmillionen   erfunden. Aber es gibt auch Vertreter der Pecten die wie ihre nahen Verwandten die Austern festsitzend sind.

Die größte Schwierigkeit war die Bestimmung dieser Pectiniden , die selbst an der Universität Wien an Grenzen gestoßen ist. Erst durch einen ukrainischen Paläontologen ,  Dr. Mandic, der an der UNI Wien unterrichtet hat,  war es möglich, die selteneren Arten zu bestimmen. Auch Dr Schneider aus München hat mich dabei unterstützt. Die wissenschaftliche Bearbeitung erfolgte federführend durch das NHM Wien. Die Arbeit Bivalves from the Innviertel Group of Allerding in the North Alpine Foreland Basin (lower Miocene, Upper Austria) wurde 2019 publiziert.

 

 

Aequipecten

Sie finden sich vor allem in den Grobsanden entlang des Sauwaldes. Es gibt mehrere Arten. Die am häufigst vertretene wurde früher als Chlamys submalvinae bezeichnet, heute wird sie Aequipecten macrotis hinzugerechnet. Foto oben bei der Einleitung zu den Pecten, sowie im folgenden Absatz.

Aequipecten submalvinae
Aequipecten submalvinae

 Ich habe davon einige hundert Schalen gefunden, die oft bankartig abgelagert sind. Es handelt sich um Anschwemmungen an den Strand der Tethys, etwa nach Stürmen. 

Aeqipecten angeloni kommt in der Nähe von Felsküsten vor. Sie kommt von Ottnangien bis ins Pliozen vor. In der Paratethys verschwindet sie bereits im Badenien.

Oopecten gigas
Oopecten gigas

Diese große Pecten- Oopecten gigas- findet sich häufig, meist aber nur als Bruchstück Ganze Schalen sind recht selten. Diese Pecten erreicht eine Größe von bis zu 17 cm. Eine Schale ist eben, wie die hier gezeigte, die andere gewölbt. Es wird heute angenommen, es handelt sich um Umlagerungen aus älteren Schichten, da von dieser Muschel überwiegend nur zerbrochen Schalen gefunden werden. Tatsächlich sind ganze Exemplare sehr selten.

Oopecten gigas
Oopecten gigas

Diese gewölbte Schale von Oopecten gigas ist das größte von mir gefundene Exemplar. Sie ist 17 cm lang. Leider ist sie nur als Bruchstück erhalten, wäre aber vollständig gewesen, da sie beim Sandabbau vom Bagger zerstört wurde.

Flabellipecten hermannsenii
Flabellipecten hermannsenii

Flabellipecten hermannseni ereicht nicht die Größe von " gigas" und ist wesentlich dünnschaliger.

Flexopecten davidii
Flexopecten davidii

 Flexopecten davidii 

Es existieren zahlreiche Bruchstücke aber auch oft ganze Schalen, die alle wegen ihrer Dicke und Härte recht gut erhalten geblieben sind. Die linke und rechte Schale sind unterschiedlich ausgebildet,  mit längsgestreiften oder  mit quer gestreiften Rippen , wie auf dem Bild ersichtlich ist.

Es gibt eine ähnliche Muschel, bei der die Abstände zwischen den Rippen breiter sind als die Rippen, Chlamys palmata(unteres Foto rechts).

Es ist erstaunlich, dass in den zeitgleichen Fundstellen westlich des Inns palmata wesentlich häufiger vorkommt als in Österreich. Hier dominiert davidii.

Chlamys jacklowecziana
Chlamys jacklowecziana

Chlamys jacklowecziana kommt sehr selten vor. Ich habe nur eine komplette Schale gefunden und ein paar Bruchstücke. Die Schale ist recht hart. Auch in den übrigen österreichischen Fundstellen ist sie selten.

Austrohinnites brussonii
Austrohinnites brussonii

Talochlamys (Austrohinnites) brussonii ist in den Grobsanden häufig zu finden, aber weit unter 5 % der Funde von Aequipecten submalvinae. Wegen der Dünnschaligkeit dieser Muschel sind überwiegend nur  Bruchstücke erhalten geblieben. Ganze Exemplare sind recht selten. Es könnte sich aber bei  dieser Muscheln   auch um die Jugendform von Austrohinnites handeln, die erst ab einem gewissen Alter festsitzend werden und beginnen sich mit einer Schalenhälfte an eine Unterlage zu heften.

Unten 3 Fotos der Schale von Talochlamys. Meistens sind die kleinen  Stacheln aber erodiert.

 

Austrohinnites brussonii
Austrohinnites brussonii

Talochlamys ist in der Jugend noch mobil wie andere Pecten. Erst später haftet sie sich an den Untergrund fest. Ab diesem Zeitpunkt beginnen die typischen Wucherungen.  

Auf dem Bild sieht man noch die Schale auf einen Gneisblock angewachsen.

Manupecten linguafelis (Chlamys fasciculata) Seit dem Ottnangien in der Paratethys, verschwindet im Badenien. Im Mittelmeer und Nordatlantik existierte sie im mittleren und späten Miozän

Manupecten fasciculata
Manupecten fasciculata

 Manupecten linguafelis (fasciculata) (Millet)

Diese Art kommt sehr selten und nur in Bruchstücken vor, die aber ausreichen, um die Art bestimmen zu können. Unten sehen Sie die Mikrostruktur der Schale von Manupecten fasciculata.

 

Pecten hornensis
Pecten hornensis

Bei Pecten hornensis unterscheidet sich rechte und linke Schale erheblich. Die flache Schale ( rechts im Bild) von Pecten hornensis ähnelt der von gigas, hat aber einen unterschiedlichen Winkel. Die andere Schale ist beim Wirbel viel stärker gewölbt.

Paliolum incomparabilis?
Paliolum incomparabilis?

Palliolum decussatum findet sich nur in der unmittelbaren Auflage der tertiären Schichten auf dem Granit. Diese kleine Pilgermuschel  muss an Felsenküsten gelebt haben. Es gibt Übergänge, die  von völlig bis nur am unteren Schalenrand berippt reichen. Es ist nicht geklärt, ob es sich dabei um eine andere Art ( P. incomparabilis? -untere Reihe linkes und rechtes Bild) handelt oder nur um eine Form innerhalb von decussatum.

Lentipecten corneum?
Lentipecten corneum?

Nur im Schlier zu finden ist  Korobkovia denudata (Pecten corneum). In den Schliergruben von St. Marienkirchen bei Schärding sind Schalen erhalten geblieben. Durch die fehlende Berippung ist diese Pectengattung leicht zu erkennen, selbst dann, wenn nur ein schwacher Abdruck erhalten geblieben ist. Die Artbestimmung ist unsicher, da der Umriss  für "corneum" zu rund ist.

Limidae Feilenmuscheln

Lima lima
Lima lima

Den Pecten ähnlich ist die Gattung Lima. Sie besitzen ebenfalls Flügel. Die Form ist aber unsymmetrisch.  

Einige Funde von Lima allerdingensis novi.sp. gibt es aus Mitterndorf mit Schalenerhaltung , dann sind sie aber in Sandsteinlagen einzementiert,  meistens sind es aber  Abdrucke in Schlierlinsen, wie auf dem Foto links (Fundort Rainbach) .

Lima allerdingensis teilweise mit Schalenerhaltung

Limaria sp
Limaria sp

Aus Rainbach liegt ein einziger Fund einer kleinen Limaria ohne Längsrippen aus dem Schlier vor. Sie hat aber eine zarte Querrippung. Die Art konnte noch nicht bestimmt werden, obwohl die Schale erhalten geblieben ist.

 

Pinnidae Steckmuschel

Atrinia pectinata
Atrinia pectinata

Die größte Muschel aus dem Ottnangien der Innviertler Schichtenserie ist die  Steckmuschel Atrina fragilis (früher Atrina pectinata). Die Schale hat nach Jahrmillionen den Perlmutglanz bewahrt. Diese Steckmuschel ist seit dem Aquitan bekannt und ist noch heute im Mittelmeer zu finden.

Mytilidae Miesmuschel

AMygdalium sp
AMygdalium sp

Auch bei der viel kleineren Amygdalium kann man noch Ansätze von Perlmut erkennen.

Ostreidae Austern

Ostrea lamellosa
Ostrea lamellosa

Austern haben wie die Pecten sehr widerstandsfähige Schalen. Die Unterscheidung der einzelnen Arten ist recht schwierig. Häufig kommt Ostrea lamellosa und digitalina vor, seltener O. edulis.

Siehe Fotos aus erster Reihe

Völlig aufgelöst sind die Austern in direkter Auflage auf dem Gneis von Allerding. Sie sind dort nur mehr als Steinkern vorhanden. Häufiger als Ostrea digitalina kommen 2 markant geformte austernartige Muscheln vor. 

Eine hat einen  kleinen typischen "Seitenarm" vom Wirbel ausgehend ausgebildet. Es dürfte eine  Neopycnodonte navicularis oder Anomia sein, von der über 30 Steinkerne vorliegen

Die andere hat einen starken Wulst beim Wirbel , wahrscheinlich eine Neopycnodonte, ebenfalls über 20 Schalen. 

 

Crassostrea versteinerter  Abdruck
Crassostrea versteinerter Abdruck

Bruchstücke der wesentlich größeren Crassostrea crassisima sind viel seltener und nur als leicht brüchige Kalkbrocken oder als Steinkerne erhalten geblieben.  Gehäuft finden sie sich in Sandauflagen über dem Gneis in Allerding.

 

Uno sp.
Uno sp.

Uno sp kommt im Gegensatz zu den Austern nur selten vor.

Arcidae Archemuscheln

Anadara turonica
Anadara turonica

Archemuscheln findet man in allen 3 Lebensräumen (in Grobsanden, Auf Fels und im Schlier). Am häufigsten sind sie in den Schlierzonen. Hier sind sie meistens als Abdruck, selten samt Schale erhalten. Links im Bild Anadara turonica oder diluvii.

Es folgen Barbatia barbata, Barbatia cf modioloides, Barbatia vincenti

Pastetenmuschel Glycimeridae

Glycimeris sind meistens als Abdruck im Schlier erhalten geblieben. Die Bestimmung ist daher nur mit viel Unsicherheit möglich. Es folgen Fotos von Glycimeris pilosa deshayesi?,fitcheli? ( sehr großes Exemplar aus dem Schlier, G.cor Steinkern aus Felsküste.

Venus-, Herzmuscheln

Venus sp.
Venus sp.

Herz- und Venusmuscheln sind  als Steinkern ( Felsenküste) oder nur mit hauchdünnen Schalenresten ( Grobsanden) und sehr selten in Schalenerhaltung im Schlier zu finden.

links eine Venus aus dem Schlier


 

Es folgen

Laevicardium?, Cardita crassa, Cyclocardia, Pitaria ?,

Circumphallus sp, Cyprina ?,   Cardium ?, Isocardia sp.,

Paphia, Tapes ?, Dosinia, Cardita Steinkern

Teredinidae Bohrmuscheln

Grabende Muscheln

Leda mayeri
Leda mayeri

Im Schlier haben sich grabende Muschlen recht gut erhalten. Es handelt sich meistens um kleinere Muscheln, von denen einige vorgestellt werden:

Nussmuscheln Nuculidae

Pholas Solenomya Panopea Lutraria Thracia Lyonisia

Pholas sp.
Pholas sp.

Pholas, Solenomya,Panopea, Lutraria, Thracia, Lyonsia

Zuordenbar ist Pholas aus dem Schlier von Andorf bei der heutigen Kläranlage. SIehe linkes Foto.

Solenomya stammt aus dem Schlier von Buchkirchen bei Wels. Wegen des schlechten Erhaltungszustandes (nur als Steinkern) sind die panopea-ähnlichen Fossilien nicht genauer bestimmbar und können eine der oben angeführten Gattungen angehören.

Crassatella

Crassatella
Crassatella

Sehr häufig sind an den ehemaligen Felsküsten Steinkerne einer Muschel mit einem sehr markanten Rückenwülst.  Der Abdruck der Schale zeigt  konzentrische Streifen. Es dürfte sich um Crassatella oder eine große Astarte handeln.

Hytissa  Hufmuschel

Chama sp.
Chama sp.

Es werden nun weitere Muscheln gezeigt. Leider sind die meisten nur als Steinkern oder bis auf hauchdünne Reste aufgelöste Schalen erhalten geblieben und daher schwer oder nicht bestimmbar.

Hytissa sp.

Astartidae

Astarten finden sich im Schlier und sind meistens in Schalenerhaltung.

Weitere Muscheln

Astarte sp
Astarte sp

Links im Bild eine Tellina.

Es folgen

Abra

Angulus

Corbula gibba

Cuspidaria cuspitata

Laternula fuchsii

Loripes dujardinii

Lucinoma wolfii

Lucinoma borealis

Mactra

unbestimmte Muscheln